Donnerstag, 12. Januar 2012

"Genetisch hornlos"








Heute möchte ich einmal zum Verständnis bei züchterischen Belangen beitragen. Ich glaube, dass der Begriff "genetisch hornlos" gerne zu Missverständnissen beiträgt. Er erklärt ja erst einmal, dass es sich bei einem genetisch hornlosen Tier nicht um ein Tier handelt, dem man die Hörner nach der Geburt entfernt hat, sondern dass es schon ohne Behornung zur Welt gekommen ist!
Das ist also nur eine erste Beschreibung.
Nun hört man immer, dass Hornlose mit Hornlosen gepaart viele Zwitter ergeben. (Bei Ziegen wohlgemerkt, für Rinder kann ich hier nicht sprechen!!!)
Aber auch diese Behauptung ist falsch, wie wir gleich sehen werden.
Die Behornung ist genetisch resessiv. Das heißt sie kann NUR reinerbig vererbt werden. Hornträger sind also IMMER reinerbig. weil die Anlage resessiv vererbt wird habe ich das Merkmal mit dem kleinen Buchstaben "r" bezeichnet. Das Merkmal für genetische Hornlosigkeit ist dominant. Daher habe ich dies Merkmal mit dem großen Buchstaben "R" belegt.
In Bild 1 sieht man nun das Beispiel gehornt x gehornt also rr x rr. Da können nur rr Nachkommen entstehen. Das heißt für uns, dass, wenn wir eine gehornte Ziege mit einer anderen gehornten Ziege anpaaren, dann kommen nur gehornte Ziegen als Nachkommen entstehen können.
Beim Bild 2 ist schon zusehen, worauf ich hier einmal ganz besonders hinweisen möchte:
Verpaare ich eine reinerbig hornlose Ziege mit einer reinerbig gehornten Ziege also RR x rr dann erhalte ich NUR MISCHERBIGE hornlose Ziegen. Diese Hornlosen produzieren auch keine Zwitter!!!!
Kreuzen wir nun wie in Bild 3 zwei Mischerbige also Rr xRr dann ergibt sich folgende Nachkommensmöglichkeiten: RR genetisch reinerbig dominant hornlos, rr genetisch reinerbig resessiv gehornt, und Rr also mischerbig daher dominant hornlos.

Das Alles scheint sehr kompliziert ist aber mit ein wenig Übung leicht zu verstehen.

Bild 4 zeigt uns den Erbgang genetisch reinerbig dominant hornlos also RR xRR.
daraus kann man schon ersehen, dass hier NUR reinerbig hornlose Tiere fallen können. Und hier aber wirklich nur hier tritt der Fall ein , dass Zwitter entstehen können. Man spricht von 25 %. Es gibt aber die Beobachtung, dass in bestimmten unbehornten Bocklinien gehäuft Zwitter auftreten und in Anderen wiederum nicht so sehr. Das müsste also bei der Zucht noch mehr beobachtet werden. Da wir oft als Züchter Böcke auswechseln, fehlen uns da die genaueren Daten.

Bild 5 zeigt uns noch die Möglichkeit, dass eine reinerbig hornlose RR mit einer mischerbig hornlosen Rr gepaart wird und dort können sowohl reinerbig hornlose als auch mischerbig hornlose entstehen. Das wären also wieder Rr und RR

Nun kommen wir zu dem schwierigen Fall in der Praxis: Wer sagt uns, ob eine hornlose Ziege rein- oder Mischerbig ist?
Das können wir in der Regel doch nur durch solche Zuchtversuche und durch genaues Studium der Vorfahren und Geschwister erkennen. (Manchmal ist es auch gar nicht möglich) Der Satz, dass ungehornte Ziegen in der Zucht mit Gleichen Zwitter erzeugen ist so also völlig hirnrissig.

Ich hoffe, Euch platzt nun nicht der Schädel, aber erfolgreiche Zucht will gekonnt werden.

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